Koudelka

1997 spalteten sich einige Mitarbeiter von Squaresoft ab und gründeten die Firma Sacnoth. Ihr Hauptziel war es das japanische Rollenspiel von seinen Traditionen zu lösen und mit neuen Elementen das Genre aufzufrischen. Nach zwei Spielen die ein Mix zwischen RPG und anderen Genres waren brachten sie 1999 Koudelka auf den Markt. Es war eine Mischung zwischen dem klassischen japanischen Rollenspiel und dem damals beliebten Horror-Adventures. Koudelka richtete sich gezielt an eine erwachsene Spielerschaft und versuchte das beste aus beiden Genres zu vereinen. Da sich zu dem Zeitpunkt die Playstation 1 Ära dem Ende zuneigte, wurde dem Spiel keine allzu große Beachtung mehr geschenkt und wird heute immer mal wieder gerne vergessen wenn es um Playstation 1 Spiele geht. Allerdings ging aus Koudelka die weitaus beliebtere Spielserie Shadow Hearts hervor die auf der Playstation 2 drei Spiele umfasst. Leider war dem Entwicklerstudio keine große Zukunft beschert. Es wurde im Jahre 2000 in Nautilus umbenannt und 2007 löste es sich endgültig auf.

Handlung

Wales 1898. Ein junges Mädchen mit übernatürlichen Kräften ist in diesem Gebiet unterwegs. Als sie einen telepathischen Hilferuf von einer unbekannten Person erhält beschließt sie diesem nachzugehen. Dieser Hilferuf führt sie zu einem alten verfallenen Gebäude. Mutig dringt sie in das alte Gebäude ein und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Sie trifft in ihrem Abenteuer auf einen Abenteurer mit dem Namen Edward J Plunkett und einem alten Priester namens James O Flaherty. Obwohl ihre Beweggründe ziemlich verschieden sind, um an diesem Ort zu sein, beschließen sie zusammen dieses Gebäude zu erkunden. So erfahren sie immer mehr über dieses Gebäude, das sich als ein Kloster herausstellt, und seine Geheimnisse. Geheimnisse die die drei an den Rand des physischen und psychischen Erlebbaren bringen. Denn dieses Kloster wird nicht nur von Monstern bevölkert sondern beherbergt auch noch andere schreckliche Dinge die den menschlichen Verstand überschreiten. Wird es den dreien gelingen die Geheimnisse zu ergründen und lebend aus der Sache herauszukommen?

Gameplay

Das Spiel spielt sich auf den ersten Blick wie ein normales japanisches Rollenspiel. Ihr seid zu dritt unterwegs wobei nur Koudelka selber zu sehen ist. Dabei steuert ihr eure kleine Truppe durch vorgerenderte Räume in denen ab und zu Gegenstände herumliegen die aber leider manchmal nur schwer zu erkennen sind, oder um das eine oder andere Rätsel zu lösen. Die anderen Mitstreiter sind nur in den Kämpfen oder den Videosequenzen zu sehen, die nahtlos ins Spielgeschehen integriert sind. Das nahtlos bezieht sich aber nur auf die Videosequenzen und nicht auf die Kämpfe selber die etwas dauern bevor sie beginnen. Die Graphik ist auch heute noch gut anzusehen und die Videosequenzen sind mit einer guten deutschen Synchronisation versehen. Sämtliche Dinge wie Waffen, Rüstungen oder Gegenstände können nur gefunden oder nach den Kämpfen von Monstern erhalten werden.

Wenn es zu einem Kampf kommt, der wie nicht anders zu erwarten zufallsbedingt ist, schwenkt der Bildschirm um und ihr kommt in den Kampfbildschirm. Dort befindet ihr euch auf  einem schachbrettartigen Kampffeld. Es stehen euch die typischen Aktionen wie Kämpfen, Bewegen, Zaubern oder Flucht zu. Manche Bereiche sind noch einmal unterteilt in andere Aktionen wo ihr dann z.B eure Waffen oder Gegenstände wechseln oder euren Staus ansehen könnt.

Wollt ihr euch bewegen, könnt ihr das nur in einem bestimmten Radius. Das verspricht zwar etwas taktisches Geschick aber es ist auch der Knackpunkt am Kampfsystem. Ihr könnt nämlich nicht hinter die Monster gelangen, sondern nur frontal oder von der Seite angreifen. So ist praktisch beim ersten Monster Schluss mit dem Bewegen egal ob dahinter noch ein anderes Monster ist. Diese kann man dann nur mit Magie angreifen. Auch kann man gefallene Mitstreiter die hinter dem ersten Monster sind nicht wiederbeleben was schnell zu Frustration ausarten kann.

Die Waffen die ihr bekommen könnt unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Reichweite. Es gibt Waffen mit kurzer Reichweite wo man direkt neben dem Gegner stehen muss und andere Waffen wo man ein Feld vor dem Gegner steht, Z.B Sperrwaffen. Ausnahme bilden die Feuerwaffen wo man von jedem Punkt aus schießen kann.

Das Zaubern geht recht leicht von der Hand. Ihr wählt einfach Zaubern aus und los geht’s. Allerdings macht Magie mehr Schaden je näher man am Gegner ist. Außerdem könnt ihr sehr leicht Zauber verschenken. Ist das Monster nämlich tot bevor ihr den Zauberspruch ausgesprochen habt wird der Zauber nicht ausgeführt und ihr habt nur die Chance die Runde für den Charakter zu beenden.

Nach dem Kampf erhaltet ihr Erfahrungspunkte und manchmal Gegenstände. Die Erfahrungspunkte sind natürlich dazu da um seine Fähigkeiten zu verbessern. Ab einer bestimmten Anzahl steigt man ein Level und ihr habt dann 4 Punkte zum verteilen auf verschiedene Fähigkeiten. Ihr könnt jeden Charakter individuell aufleveln, das heißt das jeder ein guter Kämpfer, ein guter Zauberer oder von jedem etwas haben kann. Damit fällt das typische Berufe erlernen weg und man hat die Möglichkeit selber zu wählen wie man wen aufleveln will.

Die Waffen und Rüstungen die man erhält haben auch noch eine andere Besonderheit. Jeder ausrüstbare Gegenstand verändert zusätzlich eure Werte. So erhöht z.B eine Axt nicht nur eure Stärke sondern gleichzeitig eure Gesundheitspunkte oder euer Glück oder eure Magiepunkte oder... Auch könnt ihr eure Geschicklichkeiten bei den Waffen steigern. Jeder Angriff gibt Punkte und nach einer gewissen Anzahl erhöht sich die jeweilige Benutzungsfähigkeit der Waffe. So könnt ihr dann 2 oder 3 mal zuschlagen statt nur einmal. Allerdings ist nach Level 3 Schluss. Danach gibt es genau wie bei den Zaubern keine Erhöhung mehr.

In eurem Inventar könnt ihr alles managen. Vom einsehen des Status bis zum ausrüsten ist alles dabei. Das Inventar ist begrenzt so das ihr nur eine bestimmte Anzahl Gegenstände mitnehmen könnt. Was aber nicht allzu tragisch ist, da die Waffen z.B nach einer gewissen Benutzungszeit unbrauchbar werden. Auch ihr braucht nicht unbedingt 30 Rüstungen für jeden, eine sollte eigentlich reichen.

Eine weitere Erwähnung ist die Karte wert. Ihr erhaltet nicht wie gewohnt eine fein säuberliche Karte wo alles aufgezeichnet ist, sondern nur eine Skizze mit dem Hinweis in welchem Raum ihr euch befindet. Es ist am Anfang es gewöhnungsbedürftig trägt aber zur Atmosphäre des Spieles bei.

Natürlich gibt es auch ein Speichersystem. In fast jedem Raum könnt ihr einen temporären Speicherstand anlegen der aber jedes mal überschrieben wird. In bestimmten Räumen kann man an Weiwasserbrunnen speichern, wo dann der Spielstand dauerhaft gespeichert wird,  und man bekommt seine komplett Energie zurück. Übrigens wird der Charakter auch bei jedem Stufenanstieg geheilt.

Fazit

Koudelka ist eines der schönsten RPG's welche ich in den letzten Jahren gespielt habe. Auch wenn das Kampfsystem etwas unschön ist, die Kämpfe manchmal nervig sind, und die Rätsel schwer sind. Aber die Geschichte nimmt einen gefangen. Sie sticht aus den typischen: „Ich muss mal kurz die Welt retten“ Storys heraus und begeistert durch eine fast ruhige Erzählweise der Schicksale verschiedener Personen die mit dem Kloster verbunden sind. Auch sind die Charaktere und Personen auf die ihr im Spiel trefft gut ausgearbeitet und man versteht ihre Beweggründe und Gedanken. Die Entwickler haben für dieses Spiel gut recherchiert und es gibt viele Andeutungen an unsere reale Welt. Das fängt an bei Personen die wirklich existiert haben bis zu Büchern die veröffentlicht wurden. Die Welt in der Koudelka spielt ist einfach authentisch und man fühlt sich in ihr wohl. Dafür verzeihe ich dem Spiel auch das ich es in nur 15 Stunden durchgespielt habe. Wer eine dichte Story erleben will und sich auf die Macken eines leider nicht ausgereiften Kampfsystems einlässt, wird an dem Spiel seine Freude haben.