Koudelka

Akt 10 - Die Sache mit dem Dieb

Einige Zeit später haben die drei es geschafft aus den Kellergewölben wieder nach oben zu kommen. Sie befinden sich nun in einer großen Halle an deren Decke ein Kronleuchter hängt und an der Seite eine Treppe zur oberen Etage führt. In ein Gespräch vertieft und ohne genau auf ihre Umgebung zu achten, schreiten sie durch die Halle.

EDWARD: Sie schieben immer alles auf Heiden aus der Gosse. Denken alle aus dem Klerus so?
JAMES: Sinnlos es Ihnen zu erklären, die Wahrheit ist das...

Plötzlich hören sie laute Schritte und sie sehen wie der Kronleuchter der an der Decke hing auf sie zurast.

KOUDELKA: Vorsicht!

In letzter Sekunde gelingt es ihnen zur Seite zu springen. Als sie sich vom Schock erholt haben, rennen sie so schnell sie können die Treppe hinauf. Oben angekommen werden sie von einem Mann mit einer Pistole angegriffen. Nach einem langen Kampf, der ihr ganzes taktisches Geschick fordert bringen sie ihn schließlich zur Strecke. Er ist nicht tot aber verwundet, darum befragen sie ihn.

JAMES: Dieb, hä?
KOUDELKA: Er ist hier auf der Suche nach Schätzen herum geschlichen.
EDWARD: So wie wir.
JAMES: Nun Schurke, rede. Es ist sonnenklar, dieser Kerl muss der blutrünstige Mörder sein der es auch auf uns abgesehen hatte. Woher kommst du? Hamburg? Egal. Offensichtlich ein dreckiger Emigrant, wahrscheinlich mit Cholera infiziert, wie die meisten.
DIEB: Das geht dich gar nichts an wo ich herkomme, du Bastard!
KOUDELKA: Es interessiert mich nicht wo du herkommst und ich stimme zu, ha, ha, ha, er ist ein Bastard, aber sag mir, hast du all diese Leute getötet?
DIEB: Zugegeben, ich bin ein Emigrant und ein Dieb. Vielleicht habe ich auch den Kronleuchter auf euch fallen lassen. Aber nur weil ich nicht mit euch teilen wollte.
EDWARD: Also hast du all diese Menschen getötet?
DIEB: Nein! Ich schwöre bei Gott! Nicht dein Gott, du Heuchler.
KOUDELKA: Wer war es dann?
DIEB: Es war das Ehepaar, das alte Hausmeisterehepaar.
JAMES: Was?
DIEB: Ich sage die Wahrheit. Ich habe sie gesehen. Ich bin schon lange hier unten. Gewöhnlich, strecken sie die Diebe mit einer Axt nieder. Die Diebe sind meist unbewaffnet, sie sind ahnungslos. Sie werden von hinten überrascht. An eurer Stelle würde ich vorsichtig sein.
JAMES: Alles Lüge.
DIEB: Nein, glaubt mir! Wer Glück hat, stirbt sofort durch den ersten Schlag. Die anderen habe ich die ganze Nacht schreien gehört. Am nächsten Morgen fand ich sie tot. Alle hielten sich ihre Bäuche. Vor Schmerzen hatten einige ihre Organe, ihr Herz, mit den Fingern durchstoßen. Ob ihr es glaubt oder nicht, es ist die Wahrheit. Die beiden sind die Inkarnation des Bösen! Ich mag schäbig aussehen, aber Mord ist nicht mein Ding! Je vertrauenswürdiger ein Mensch von außen scheint desto kälter und dunkler ist sein Herz. Schaut euch ihn an! Ah...

Der Dieb zeigt mit dem Finger auf James.

KOUDELKA: Ha, ha, ha.
EDWARD: Keine schlechte Menschenkenntnis für einen Dieb.
JAMES: Es wäre verrückt, diesem Schurken zu glauben. Dieser Mörder hat offensichtlich hunderte Menschen auf dem Gewissen. Er muss der Polizei übergeben und vor Gericht gestellt werden.
KOUDELKA: Er, ein Mörder? Nur weil er ein Emigrant ist? Oder weil er nicht zu den Erleuchteten zählt? Das ist Schwachsinn, Sie scheinheiliger Heuchler.
JAMES: Was ich sagen wollte ist...
EDWARD: Ich glaube dem Mann. Wisst Ihr, Diebe können verdammt ehrlich sein. Trotzdem... er wollte uns umbringen. Dafür...

Edward holt seine Pistole heraus, zielt auf den Dieb und drückt ab.

DIEB: Nein...
JAMES: Warum haben Sie das getan?
EDWARD: Wenn unser Leben nicht mehr in Gefahr ist,  ist es ein Sieg für Gott den Allmächtigen, nicht wahr? Aber wenn wir zulassen das sie uns weiter angreifen, gewinnen diese dreckigen, gottlosen Heiden. Was ist Ihnen lieber?

James gibt darauf keine Antwort. Sie untersuchen den toten Dieb und finden noch etwas Munition. Da sie die Ausführungen des Diebes aber trotzdem nachdenklich gemacht haben, beschließen sie dem Hausmeisterpaar einen Besuch abzustatten.

Akt 11 - Visionen

Angekommen bei den Gemächern des Hausmeisterpaares klopfen sie aber es scheint niemand da zu sein. Also beschließen sie das Zimmer zu durchsuchen. Dabei stoßen sie auf Bilder die ein altes Schiff beim sinken zeigen. Koudelka betrachtet sich ein Bild davon näher. Plötzlich fällt ihr etwas auf.

KOUDELKA: Hey, was ist das? Die Princess Alice? Der Vergnügungsdampfer sank nach einem schrecklichem Unfall in der Themse... Dieses auch... Und das hier... Was geht hier vor? Alle Bilder zeigen die Princess Alice.

Auf einmal überkommt Koudelka eine Vision. Sie sieht Leichen im Wasser treiben und Teile von einem Schiff.

Koudelka:  Was geht hier vor?

Die Visionen verschwinden und da die drei nichts weiter finden können was das Ehepaar als Mörder identifizieren könnte, gehen sie wieder und erkunden weiter das Kloster.

Nach einigen Rätseln finden sie die große Bibliothek des Klosters. Beim erforschen dieser kommen sie durch eine Doppeltür in einen anderen Raum der etwas abseits liegt. Plötzlich wird Koudelka wieder von Visionen geplagt.

KOUDELKA: Ah...
MÄNNLICHE STIMME: 5. Dezember 1885. Regen... Ich habe herausgefunden das der im Kellergeschoss verborgene Kessel... 19. März 1896. Regen... Rückkehr aus London. Die neu angeschaffte Kutsche erfüllt ihren Zweck. Es gelang uns drei Dirnen in den Körben auf der Ladefläche zu... 1. November 1896. Wie habe ich diesen Tag herbeigesehnt. Heute werde ich das Wiederauferstehungsritual des Leichnams durchführen... Elaine... ich... ich möchte dich glücklich machen. Willst du mich heiraten?
WEIBLICHE STIMME: Ja...

Die Vision verschwindet.

WEIBLICHE STIMME: Helft mir... Helft mir bitte...
KOUDELKA:     Diese Frau war Elaine. Sie rief mich hierher.

Nach der zweiten Vision entdecken sie einige Zeit später eine Geheimtür durch die sie gehen.

Akt 12 - Alchemismus und Mystizismus

Durch die Geheimtür gelangen sie in das Archiv der Klosterbibliothek. James fängt an die Regale zu durchstöbern und wird fündig.

JAMES: Hier ist Mylius, und Lambspring und Khunraths "Amphitheatrum Sapientiae Aeternae". Was für eine Büchersammlung.
EDWARD: Ich hätte da eine Frage. Was sind das für Bücher?
JAMES: Alte Bücher über Mystizismus und Alchemie, altertümliche Wissenschaft, wirklich verlockend. Alles darüber wie man aus Blei Gold macht. Alles Hirngespinste machthungriger, und habgieriger Schwindler. Aber zwischen dem Schund finden sich durchaus wertvolle Werke über Experimente zur Bestimmung der Naturgesetze, Prophezeiungen das einst alle Menschen gleich behandelt werden, Gottes Wille. Heutzutage längst überholt.
KOUDELKA:     Übrigens... was soll das...
JAMES: Hermetika, Kabbala, bedeutungslos... Warum... Warum ist es nicht hier?
EDWARD: Was?
JAMES: Wo kann es bloß sein?
EDWARD: Suchen Sie etwas bestimmtes?
JAMES: Ich verstehe das nicht. Ich verstehe das nicht.
EDWARD: Sie verstehen was nicht? Ich verstehe was nicht? Worüber regen Sie sich so auf? Sie verhalten sich wirklich seltsam. Hören Sie auf mit dem Theater und sagen Sie uns was los ist!
JAMES: Diese Art gefällt mir nicht. Wir haben alle unsere Gründe. Mischen Sie sich nicht in meine persönlichen Angelegenheiten.
EDWARD: Muss ich nach deinem Sinn Dir Antwort geben?
JAMES: Bringt jeder Mann das um was er nicht liebt?
EDWARD: Wer hasst ein Ding und brächte es nicht gern um?
JAMES: Und ich dachte Gesetzlose lesen nur einfältige Poeten. Sie zitieren Shakespeare. Sie sind gebildeter als Sie aussehen.
EDWARD: Damit wären wir schon zwei.

 

Nachdem James offenbar nicht fündig geworden ist und sie weitere Räume erkundet haben kommen sie in einen weiteren Raum mit einem Sarg.

EDWARD: Was... was ist das?

Die drei gehen zu dem Sarg.

KOUDELKA: Was ist das? Was geht hier vor?

Plötzlich öffnet sich der Sarg.

EDWARD: Ach so, nur eine Mumie. Ich hoffs jedenfalls...
KOUDELKA: Was für eine Enttäuschung.

Auf einmal erhebt sich die Mumie.

MUMIE: Ahh, Allmächtiger. Das Geheimnis der Fomoraig vom Grunde des Meeres. Émigré...

Die Mumie sackt in sich zusammen und verschwindet wieder im Sarg.

JAMES: Haben Sie Émigré gesagt? Was wissen Sie über die Émigré-Schrift? Wo ist sie? Antworten Sie!
EDWARD: Die Émigré-Schrift? Suchen Sie etwa danach die ganze Zeit? Hey, Sie verschrobener alter Pfaffe. Ich hab die Schnauze voll. Sie wollen nicht reden? Schön. Ich schneide Ihnen die fromme Kehle durch und lasse Sie zur Hölle fahren.
KOUDELKA: Edward.
JAMES: Ich habe keine andere Wahl. Also gut. Ich bin hier im Auftrag des Vatikan. Angeblich befindet sich irgendwo in diesem Gebäude ein Manuskript.
EDWARD: Was ist das für ein Manuskript?
JAMES: Hm... Es wird die Émigré-Schrift genannt.
KOUDELKA: Ist es denn so wichtig?
JAMES: Hunderte Jahre lang wurde es in der Bibliothek des Vatikan aufbewahrt. Niemand durfte es lesen, viele dachten sogar es existiere gar nicht.
EDWARD: Eigenartig. Warum ist es jetzt hier?
JAMES: Jemand hat es gestohlen.
KOUDELKA: Gestohlen? Aus dem Vatikan?
JAMES: So ist es.
EDWARD: Nie im Leben.
JAMES: Es gibt nicht viele die dazu in der Lage sind Man muss sich dort genau auskennen und über genügend Geld verfügen. Unsere interne Untersuchung ergab, das der reiche Käufer dieses Klosters jemanden im Vatikan dafür bezahlt hatte die Emigré-Schrift für ihn zu stehlen.
KOUDELKA: Ein reicher Käufer?
JAMES: Ja. Patrick Heyworth. Mein Freund.
KOUDELKA: Aber es ist doch kein unschätzbar wertvolles Kunstwerk. Warum war er überhaupt daran interessiert?
JAMES: Schon seit Jahren beschäftigt sich Patrick mit Mystik und Alchemie. Er steht kurz davor Gott zu spielen.
EDWARD: Gott zu spielen?
JAMES: Leben zu erschaffen, Edward. Man sagt, die Émigré-Schrift enthält das Geheimwissen der alten Druiden über das ewige Leben und die Auferstehung der Toten.
KOUDELKA: Ich glaub es nicht.
JAMES: Natürlich alles dummer Aberglaube. Deshalb bin ich ja hier um Patrick von seinen gefährlichen Experimenten abzuhalten und die Émigré-Schrift dem Vatikan zurück zu geben.
EDWARD: Wow. Wer hätte gedacht das so ein Irrer in diesem ehrwürdigen alten Gemäuer lebt.
JAMES: Vom Hausmeisterpaar weiß ich das er im Gebäude neben der Kathedrale wohnt.
KOUDELKA: Das haben sie gesagt?
JAMES: Ja. Sie sind verängstigt wegen der entsetzlichen Dinge die hier vorgehen. Sie haben Patrick noch nicht einmal gesehen dennoch sind sie ihm ergeben. Sie baten mich

ihn vor Unheil zu bewahren.
EDWARD: Also das ist Ihre Geschichte.
KOUDELKA: Wer weiß. Ein Geheimnis mehr das gelüftet werden muss.

 

Die drei beschließen die Bibliotheksräume hinter sich zu lassen und weiter in das Herz des Kloster vorzustoßen.

Akt 13 - Gefährliche Dinge im Kirchenschiff

Nachdem sie die Bibliothek verlassen kommen sie in das Kirchenschiff. Als sie sich dort umsehen ertönt plötzlich Glockengeläut.

KOUDELKA: Was ist das? Was bedeutet das Geläute?
JAMES: Nur ein weiterer Tag der vergeht. Oh nein! Heute ist Allerheiligen!

Plötzlich kommt ein riesiger Energiewirbel auf sie zu.

KOUDELKA: Die spirituelle Energie vereinigt sich. Was für eine Macht. Das ist wie... Das ist ein Monster!

Aus dem Energiewirbel wird ein riesengroßer Gargoyle der die drei auseinander schleudert.

EDWARD: Was...was  geschieht hier? Das kann nicht wahr sein.

James und Edward rennen vor dem Gargoyle davon und können sich retten. Mit schrecken erkennen sie das Koudelka nicht da ist.

EDWARD: Nein! Koudelka!

Ab jetzt sind die drei getrennt. Während sich Edward und James in einem Raum verstecken, kann Koudelka gerade so aus dem Kampf mit dem Gargoyle fliehen. Alleine zieht sie weiter und versucht wieder zu den anderen zu kommen.